Elektrotherapie – Reizstromtherapie in der Physiotherapie
Elektrotherapie (kurz ET) wird immer häufiger als zusätzliche Behandlungsleistung auf dem Physiotherapie-Rezept mit aufgeführt. Aber was ist das eigentlich genau und was bewirkt die Reizstromtherapie genau?
Was ist Elektrotherapie (Physiotherapie)?
Es handelt sich um eine direkte bzw. indirekte Anwendung von elektrischer Energie, um Linderung oder Heilung von unterschiedlichen Symptomatiken und Erkrankungen zu erzielen.
Erfolgt eine direkte Anwendung, fließt ein schwach dosierter Strom durch den Körper. Dies wird in den meisten Fällen von den Patienten als starkes Kribbeln auf der Haut wahrgenommen. Begleitend oder in Folge kann die gewünschte Reaktion ausgelöst werden.
Im Fall einer indirekten Anwendung wird die elektrische Energie in Wärme-, Strahlen- oder Lichtenergie umgewandelt und dem Körper zugeleitet.
Anders definiert: Das Prinzip der Reizstromtherapie heißt genau wie in der Akupunktur Gegenirritation. Das bedeutet: der eigentlich bestehende Schmerz soll unter Verwendung eines lokalen Berührungs- oder Vibrationsreizes gemindert werden.
Die Therapie, die auch Reizstromtherapie genannt wird und mit elektrischen Impulsen bzw. geringen Stromstößen arbeitet, kann in spezialisierten Physiotherapiepraxen, in REHA-Kliniken sowie in Krankenhäusern durchgeführt werden.
Darüber hinaus kann die Elektrotherapie mit TENS in der Physiotherapie vom Patienten selber mit einem TENS-Gerät zu Hause durchgeführt werden. Diese kleinen batteriebetriebenen Geräte, die rezeptpflichtig sind, werden den Patienten mit nach Hause gegeben. Wichtig ist eine verständliche Einweisung für die richtige Handhabung. Häufig erfolgt zuerst eine 3-monatige Probephase auf Mietbasis. Diese Geräte für zu Hause finden inzwischen auch im Bereich der aktiven Erholung vom Training z.B. im CrossFit anwendung.
Was kann eine elektronische Therapie bewirken?
Kommt ein Elektrotherapiegerät zum Einsatz, dann können die unterschiedlichsten Symptome bzw. Erkrankungen behandelt werden, um folgende Ziele zu erreichen.
- eine verbesserte Durchblutung zum Beispiel bei arteriellen Verschlusskrankheiten und deren Folgeerkrankungen
- das Aufweichen von schmerzenden Narben
- eine Verbesserung der Harn- oder Stuhlinkontinenz
- eine Verbesserung des Zustands bei Weichteiltraumen wie Distorsionen, Kontusionen, Zerrungen und Erkrankungen der Bänder)
- eine Schmerzminderung bei Arthrosen, Muskel- und Gelenkrheumatismus, Neuralgien und Morbus Bechterew (meistens chronisch entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule) sowie bei – diversen Nervenentzündungen
- die Minderung von Phantomschmerzen
- die Schmerzminderung bei Hämatomen
- eine Stärkung des Knochenaufbaus zum Beispiel bei Osteoporose inklusive einer verbesserten Gelenkbeweglichkeit und Gelenkrotation
- eine Stimulation der Nerven- und Muskeltätigkeit bei Lähmungen
- eine verbesserte Wahrnehmung und Steuerung von Muskelkontraktionen
- der Aufbau von erschlaffter Muskulatur (Muskelatrophie und Muskelschwäche)
- eine Verbesserung der Gangsicherheit bei heridetärer sensomotorischer Polyneuropathie mit dem STIWELL-Gerät.
- Unterstützend zu Übungen gegen ein Blockade der Lendenwirbelsäule
Ist Reizstromtherapie gefährlich?
Nein, die Behandlung mit Strom ist nicht nur kostengünstig und effizient, sondern auch frei von Nebenwirkungen. Dies gilt auch für das Stangerbad. Die Wanne mit den Elektroden ist extrem abgesichert.
Wie lange dauert eine Stromtherapie?
Eine solche physikalische Therapie dauert ungefähr zwischen 10 und 45 Minuten je Anwendung. Die gesamte Behandlungsdauer ist individuell vom Krankheitsbild und dem Behandlungsverlauf abhängig. Deshalb können an dieser Stelle keine Angaben zu diesem Punkt gemacht werden.
Wann kommt eine Stromtherapie mit einem Elektrotherapiegerät zum Einsatz?
Grob umrissen kann gesagt werden, dass die Behandlung mit therapeutischem Strom bei schlaffen Lähmungen, Arthrosen, Neuralgien, Nervenentzündungen sowie Muskelschmerzen mit Erfolg angewendet werden kann.
Weil die Wirkung aber sehr vielschichtig ist, wurden die Indikationen, die Krankheitsbilder, nach drei Leitsymptomen zusammen gefasst.
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Das Leitsymptom Schmerz
Bei arthrotischen Gelenkschmerzen erfolgt die Therapie mit Kurzwelle bzw. Mikrowelle über einen Zeitraum von mehr als 15 Minuten.
Möglich ist auch eine Behandlung mit Mittelfrequenzstrom / Interferenzstrom. Die Anwendungszeit sollte mehr als 20 Minuten betragen. Nach der Befestigung von zwei oder vier Elektroden um das betroffene Gelenk wird der Strom hochgefahren und das Kribbeln sowie die Schmerzreduktion sind spürbar. Auch Saugelektroden können hier eingesetzt werden. Eine begleitende Elektrotherapie bei Schmerz, auch Physiotherapie genannt, mit einem TENS-Gerät empfiehlt sich vielfach, weil die Beschwerden nur gelindert werden können.
Die Behandlung von einem Fersensporn erfolgt über eine Zeit von mehr als 20 Minuten mittels Ultraschall. Die Dehnung der Achillessehne steht zur Schmerzlinderung immer im Vordergrund.
Ein Lumbago (Hexenschuss) wird mit Ultrareizstrom für 15-20 Minuten behandelt. Dafür werden zwei Elektroden im Bereich der LWS platziert. Manchmal kombiniert mit einer Stufenbettlagerung. Die Wahrnehmung der Stromstimulanz wird zunehmend wahrgenommen, weil der Strom immer wieder bis zur Toleranzgrenze hoch reguliert wird.
Beim HWS-Syndrom dauert die Behandlung mit Interferenzstrom mehr als 20 Minuten. Im Kreuzungsbereich von zwei Elektroden am Hinterkopf und zwei weiteren zwischen den Schulterblättern muss der maximale Schmerzpunkt liegen. Die Therapie sollte mit Krankengymnastik kombiniert werden.
Auch mit Ultraschall kann ein HWS-Syndrom für 3-5 Minuten behandelt werden, wenn ein muskuläres Ungleichgewicht die Schmerzursache darstellt. Die Zeit dafür beträgt ca. 10 Minuten.
Liegt eine Ischialgie (Reizung des Ischiasnervs) vor, dann erfolgt die Behandlung mit diadynamischen Strömen für 15 bis 20 Minuten. Zuerst wird das Schmerzareal insgesamt und einleitend durchflutet. Dann werden Elektroden an der Wirbelsäule und dem Wurzelbereich des Ischias angelegt. Weitere können an anderen Schmerzpunkten sowie im Verlauf des Ischiasnervs angelegt werden.
Auch das Stangerbad ist hier geeignet. Es ist eine Therapieform, bei der die Patienten für mindestens 20 Minuten im warmen Wasser liegen. Von den Elektroden in einer solchen Spezialwanne fließt Strom durch die schmerzenden Körperteile. Beendet wird dieses „Strombad“ mit einer Ruhepackung.
Diagnose Meniskusverletzung: Hier kann eine Interferenzstrombehandlung über 20-30 Minuten helfen. Dafür wird das Knie mit vier Elektroden belegt. Das Stromfeeling ist im gesamten Kniebereich zu fühlen.
Wenn Narbenschmerzen bestehen oder eine Bursitis (Schleimbeutelentzündung) diagnostiziert wurde, kann eine Iontophorese über 20 Minuten zielführend sein. Bei dieser Methode werden Medikamente mit elektrischem Strom und durch die Haut eingebracht. Dafür wird das Präparat, das Gewebe erweicht, auf Kompressen aufgetragen und unter der Elektrode platziert.
Alternativ kann eine schmerzende Narbe für ca. 10 Minuten mit Ultraschall behandelt werden.
Eine Distorsion (Zerrung) kann über einen Zeitraum von 30 Minuten erfolgreich mit Interferenzstrom behandelt werden. Auch hier muss der Schmerzpunkt im Kreuzungsfeld der vier Elektroden liegen.
Alternativ können auch hier die diadynamischen Ströme für 15 Minuten zur Anwendung kommen.
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Das Leitsymptom Motorische Störungen
Bei Muskel- bzw. bei einer Inaktivitätsatrophie kann die Therapie mit Mittelfrequenz bis zur Ermüdungsgrenze erfolgen, indem 5-24 Kontraktionen pro Minute erzeugt werden, an denen die Patienten mitarbeiten.
Eine Elektrotherapie in der Physiotherapie der Schulter bei einem Rotatorenmanschettensyndrom hat zum Ziel, die Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit der Schulter zu erhalten bzw. zu verbessern. Die Energieeinleitung kann per Schall, thermisch, elektrisch und mittels Licht erfolgen. Damit können der therapeutische Ultraschall, die niederenergetische Lasertherapie (NLT) sowie die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) und die Anwendung von pulsierenden elektromagnetischen Feldern (PEMF) für eine Behandlung in Betracht gezogen werden. Die Elektrotherapie der Schulter kann somit zielgerichtet angewendet werden.
Eine Elektrotherapie am Rücken bei post-operativen chronischen Schmerzen kann erfolgreich angewendet werden, wenn sich beispielsweise eine Spinalkanalstenose eingestellt hat. Mit der Elektrotherapie auch Physiotherapie genannt, kann ein Schmerzgedächtnis vermieden werden.
Bei diesen Indikationen sollte die gesamte Behandlungsdauer mit täglicher Durchführung von mindestens sechs Wochen betragen.
Auch bei einer Craniomandibulären Dystrophie kann mit einer gezielten Elektro-/Ultraschalltherapie das Krankheits- und Schmerzbild positiv beeinflusst werden. Eine effektive Schmerzreduktion und Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Bewegung des Kiefergelenks stehen im Mittelpunkt.
Auch wenn der akute Schmerz in Fachkreisen als positives Alarmsignal des Körpers (reversibler Schutzmechanismus) gedeutet wird, sollte er nicht chronifizieren und in ein Schmerzgedächtnis übergehen. Deshalb findet auch in der elektrotherapeutischen Therapie der Zusammenhang zwischen der Temporomandibulären Dysfunktion und den Schmerzen im Bewegungsapparat immer mehr Beachtung.
Besteht eine Faszialislähmung (Gesichtslähmung) können faradische Serienimpulse oder Exponentialströme zielführend sein, die bis zur Ermüdbarkeitsgrenze angewendet werden.
Bei der Diagnose Hemiplegie (Schlaganfall-Halbseitenlähmung) kann zielführend mit der EMG-getriggerten Elektrostimulanz bis zur Ermüdbarkeitsgrenze therapiert werden.
Alternativ kann auch hier das Stangerbad zur Anwendung kommen. Teilweise wird auch die Mehrkanalstimulation mit mittelfrequenten Strömen (1-100 Kilohertz) angewendet.
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Das Leitsymptom Durchblutungsstörungen
Hier kommt vor allem die Gleichstromtherapie, die auch Galvanisation genannt wird, zum Einsatz. Deshalb kann hier auch das Stangerbad genutzt werden.
Darüber hinaus können Durchblutungsstörungen auch mit Ultraschall zielführend behandelt werden.
Was kostet eine Elektrotherapie?
Die Kosten orientieren sich an der Gebührenordnung für Ärzte GOÄ). Diese regelt die Abrechnung von ärztlichen Leistungen außerhalb einer vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland.
Wer erhält eine solche Abrechnung nach GOÄ?
Privatversicherte, Selbstzahler und auch gesetzlich Versicherte im Falle einer individuellen Gesundheitsleistung oder wenn das Kostenerstattungsverfahren gewählt wurde.
Wird Elektrotherapie in der Physiotherapie, von den Krankenkassen übernommen?
Mittlerweile sind viele elektrotherapeutischen Behandlungen von den Krankenkassen anerkannt und werden dementsprechend übernommen. Allerdings muss eine gesetzlich festgelegte Zuzahlung von den Patienten geleistet werden. Diese Zuzahlung kann im Rahmen der „Befreiung von gesetzlichen Zuzahlungen“ berücksichtigt werden.
Was sind die neuesten Entwicklungen/Entdeckungen innerhalb dieses Themenbereichs?
Die Small-Fiber Matrix Stimulation (SFMS) kann das Schmerzgedächtnis positiv beeinflusst werden. Es kann verhindert werden, dass Schmerzen als stärker empfunden werden, ohne dass sich das ursächliche Krankheitsbild verschlechtert hat. SFMS kann bei Rückenschmerzen und Nackenschmerzen sowie bei Schmerzen an den großen Gelenken wie dem Illiosakragelenk (siehe ISG Blockade selber lösen) sowie bei einem Phantomschmerz nach Amputationen erfolgreich angewendet werden.
Die Elektroden sind in Textilbänder oder Textilwesten eingenäht und stimulieren die Nervenfasern direkt unter der Haut mit elektrischen Impulsen.
Ähnlich der Elektrotherapie funktioniert die Ultraschalltherapie in der Physiotherapie. Eine oft kombinierte Anwendnung ist die Faszientherapie.
Fotonachweise:
TENS : Yeza, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Rotatorenmanschettensymdrom : Medscape, Attribution, via Wikimedia Commons (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Full_Thickness_Tear.jpg)
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Kleiner Physio Tip am Rande:
Macht Euch doch bitte Gedanken zum Thema Stretching oder Pre-Workout-Mobility und über die Regeneration nach dem Training – hier sei das FMS Goal Tracking erwähnt welches Du bei uns in der Physiotherapie durchführen kannst.
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